Das Kätzchen und das Rentier

Eine Weihnachtsgeschichte für meine Leser. Ihr dürft sie gerne weiter verbreiten, bitte nur mit einem Hinweis auf diese Seite.

Eines Morgens öffnet das kleine Kätzchen seine Augen, es wurde an der Nasenspitze gekitzelt und wollte nachsehen, was der Grund dafür war. Erstaunt sah es sich um, konnte aber nichts finden, nur diese weißen Flocken, die vom Himmel fielen und am Boden einfach zu Wassertropfen wurden. So etwas hatte es bisher in seinem kleinen Katzenleben noch nie gesehen! Das kleine Kätzchen begann die Schneeflocken zu jagen und tollte herum, wie es kleine Kätzchen im ersten Schnee ihres Lebens so tun. Bei all der Herumtollerei vergaß das kleine Kätzchen völlig, dass es immer nasser und nasser wurde, sein Fell war nach einer Stunde durchweicht und kalt und das Kätzchen begann zu frieren. Es suchte sich eine kleine Höhle auf einem Zaun und kletterte da hinein, dann ließ es erschöpft den Kopf sinken und rollte sich ein.

Der Weihnachtsmann spannte seine besten Rentiere vor den Schlitten, mitten unter Ihnen war ein neues Rentier, dass heute zum ersten Mal seinen Dienst als Weihnachtsbote antrat. Nun hatte der Weihnachtsmann noch seine ganzen Geschenke auszuliefern und bat seine Rentiere, sich zu beeilen. Vor jedem Haus ein kurzer Stopp, rein in den Kamin, die Geschenke unter den Baum gelegt und wieder raus. Weiter zum nächsten Haus, in die nächste Stadt, in das nächste Land.
Kurz vor Heiligabend klingelten die Glocken des Schlittens immer so feierlich, dachte sich das Rentier, es wäre schon früher so gerne mitgeflogen, aber es war noch zu klein gewesen. Stolz und mit geschwellter Brust zog es den Schlitten hinter sich her und erfreute sich an dem Klingeln der Glocken, den Schneeflocken die auf seiner Nase kitzelten und allem, was er sonst noch aufsaugen konnte. Weihnachten war einfach wunderbar!

Das Kätzchen wurde durch ein lautes Knurren aus seinem unruhigen Schlaf geweckt, es lugte aus seinem Versteck heraus und sah einen großen, beeindruckenden Hund, der vor ihm stand und in die Höhle hineinsah. Erschrocken hielt es so still, wie es nur konnte und unterdrückte mit Mühe und Not einen weiteren Nieser. Es hoffte innig, der Hund würde es nicht sehen und weitergehen. Nach einigen Minuten, die dem Kätzchen wie Stunden vorkamen, rief eine warme und weiche Stimme nach dem Hund, kurz darauf kam eine Frau herbeigelaufen und nahm den Hund an seinem Halsband um ihn in ihr Haus zurückzubringen. Das Kätzchen wollte sich bemerkbar machen, aber es war zu schwach, zu kalt, zu klein… es fror.

Das Rentier war kurz vor dem Ende seiner ersten, wunderbaren Weihnachtsnacht. Der Weihnachtsmann hatte fast alle Geschenke ausgeliefert, nur noch diese letzte verschneite Stadt, dann hatte es seinen Dienst erfüllt und würde den Weihnachtsmann zurückfliegen dürfen! Aufgeregt steuerte es den Schlitten von einem Haus zum nächsten und erhaschte dabei hier und da einen Blick auf die prächtig geschmückten Weihnachtsbäume der Menschen, ab und zu sah es das ein oder andere Tier seinen Weg kreuzen, diese schauten kurz zu dem Schlitten herüber und liefen dann weiter, als würde es sie nicht interessieren. Der Weihnachtsmann bemerkte den verwunderten Blick des Rentieres, als wieder ein Tier völliges Desinteresse zu haben schien und erklärte dem Rentier, dass der Schlitten mit einem Zauber belegt sei, Menschen können ihn nicht sehen, aber Tiere hören ab und zu das Klingeln der Glöckchen.
Das Rentier steuerte das letzte Haus an, es war klein aber schön, es hatte einen verschneiten Vorgarten, indem es landen konnte. Während der Weihnachtsmann seine Geschenke unter dem Baum ausbreitete, sah sich das Rentier um – ob es hier wohl ein Tier gab, welches die Glocken gehört hatte? Aber es blieb still.

Das kleine Kätzchen lag zusammengekauert in seiner Höhle und wollte nur noch weg von hier, es war so kalt, eiskalt. Es atmete schwer und konnte seine Pfötchen nicht mehr spüren, bald würde es vorbei sein, das spürte es tief in seinem Innersten. Es schloss die Augen und wartete, plötzlich vernahm es ein ihm unbekanntes Geräusch, ein Klingen und das Scharren von Hufen, aber es konnte sich nicht mehr bewegen, der Kopf war zu schwer um ihn noch zu heben. Draußen waren Schritte zu hören, schwere Schritte und das Klingen von Glocken. Dem kleinen Kätzchen lief eine Träne herunter, diese kullerte durch sein kaltes, nasses Fell und landete fast unhörbar auf dem Boden.

Der Weihnachtsmann war fertig geworden und strich seinen Rentieren über die Köpfe, das habt ihr alle sehr gut gemacht, lobte er sie. Und nun soll es nach Hause gehen, er setzt sich in den Schlitten und wollte gerade die Zügel nehmen, als das neue Rentier einen Moment die Ohren spitzte und aufgeregt zum Weihnachtsmann sah. Es hatte ein leises, ihm völlig fremdes Geräusch vernommen und es wollte unbedingt wissen, was es war. Der Weihnachtsmann spannte es aus und wartete ab, was sein Rentier vorhatte. Es lief schnurstracks zum Briefkasten des Hauses und steckte seinen Kopf dort hinein, als es gegen etwas Nasses, Kaltes und Lebloses stieß begann es zu scharren. Der Weihnachtsmann schob es zur Seite und griff in den Briefkasten, er hob das kleine Kätzchen behutsam hinaus und sah es an. Ich glaube ich muss noch einmal zurück, murmelte er und lief auf das Haus zu. Er legte das kleine Bündel vor die Tür und wollte klingeln, aber das Rentier stupste ihn an, reichte ihm seinen Schal und der Weihnachtsmann lächelte. Du bist schon etwas Besonderes, murmelte er und wickelte das Kätzchen in den Schal. Nun klopfte er dreimal laut an die Tür und ging mit seinem Rentier zum Schlitten zurück, aus der Luft beobachteten die beiden wie die Frau das Bündel sah und es mit besorgtem Blick auf den Arm nahm. Sie brachte es in die warme Stube und die ganze Familie lief los um ein Schälchen mit Milch, Handtücher und etwas zu essen für ihren neuen kleinen Mitbewohner zu holen. Als sie wieder in die Stube kamen, lag das Kätzchen wohlig schnurrend neben dem großen Hund, der es hochgehoben und zu einem warmen Platz am Kamin mitgenommen hatte.

Dies war das wohl schönste Weihnachtsgeschenk für die Familie und das nun glückliche Kätzchen.